Sally zählte zu unseren schwer vermittelbaren Hunden – sie war groß, schüchtern und schwarz. Aus Erfahrung müssen wir leider sagen, dass diese Faktoren eine schnelle Adoption beeinträchtigen. Doch im März 2017 erhielten wir Besuch von Stephan und seiner Familie… und plötzlich änderte sich für Sally alles. Stephan erzählt uns ihre Geschichte:
„Im März 2017 fuhren wir ins Streunerparadies. Auf der Internetseite haben uns schon ein paar Hunde gefallen und diese wollten wir näher kennenlernen. Sabine zeigte uns unsere Favoriten und erzählte uns etwas über sie. Die Hunde waren toll, wir waren jedoch unsicher, die Hunde die wir uns angesehen hatten waren sehr ängstlich, was uns in der Stadt vor ein Problem gestellt hätte bzw. sehr kräftig und stürmisch. Als wir noch eine Runde drehten, sah ich einen großen schwarzen Kopf aus dem Welpengehege rausschauen. Das war Sally. Sie haben Sally für uns rausgenommen und sie hat sich eigentlich gleich für uns entschieden. Schwarze Hunde seien besonders schwer zu vermitteln, sagte Sabine damals. Also ist uns die Entscheidung zum Schluss leicht gefallen.
Eine Woche später wurde Sally auch schon zu uns gebracht. Sie machte keinen Schritt auf der Straße, also habe ich sie raufgetragen und gleich auf ihren neuen Platz gelegt. Dort ist sie erstmal geblieben. Erst langsam hat sie begonnen, immer weiter die kleine Wohnung zu erkunden. Sogar die paar Schritte in die Küche waren für Sally eine Überwindung. Bei Spaziergängen war Sally ängstlich und schaute ständig umher, ob irgendwo Gefahr lauern könnte. Sie fasste schnell Mut, jedoch brauchte es oft nur eine schnelle Bewegung von Passanten oder ein lautes Geräusch und sie beruhigte sich nicht mehr, bis wir zu Hause waren. Es war auch schwierig, sie zu locken oder zu belohnen, da sie kaum Leckerlies nahm. Anfangs dachten wir, sie wäre wählerisch. Wenn sie heute genüsslich rohen Brokkoli frisst, muss ich darüber lachen. In den Wiener Hundezonen blühte sie jedoch richtig auf und kam sogar mit (angeblich) unverträglichen Hunden gut aus.
Sally ist heute eine stolze, wunderschöne Hundedame und genießt ihr Leben bei Stephan und seiner Familie
Nach einer Woche kam der erste Schock. Ein immer wiederkehrendes Hinken stellte sich als Patellaluxation heraus. Eine Operation war notwendig, damit Sally ein aktives und schmerzfreies Leben genießen konnte. Da sie zum Zeitpunkt der Diagnose läufig war, hatten wir noch Zeit bis zur Operation. In der Zeit taute Sally etwas auf und die Spaziergänge durch die Stadt wurden entspannter.
Die Operation ist gut verlaufen und nach über 9 Wochen Leinenpflicht konnte Sally wieder toben und laufen. In der langen Genesungszeit musste Sally dennoch nicht auf große Ausflüge verzichten. Im Radanhänger fuhr sie mit uns auf die Donauinsel oder in die Lobau, wo sie vorsichtige Schritte im Wasser machte.
Das Streunerparadies hat einen Teil der Kosten übernommen, wofür wir sehr dankbar sind.
Im Sommer 2017 stand der Umzug an. Von der Stadt aufs Land: großer Garten, viel Natur, wenig Verkehr. Von der alten Sally, die ängstlich umherschaut ist nichts mehr übrig. Das Selbstbewusstsein kann man an ihren Ohren erkennen. Sie begleitet uns heute beim Laufen, Radfahren, Wandern und Schwimmen und genießt im Winter lange Fernsehnachmittage auf der Couch. Sie hat Spaß beim Apportieren, bei Such- und Intelligenzspielen und kuschelt gerne. Unsere Streunerin ist ein richtiges Powerpaket mit einem ausgeprägten Ruhebedürfnis geworden.
In der Hundeschule überzeugt sie durch ihren Charme und Gelehrigkeit, die Begleithundeprüfung hat sie als Klassenbeste geschafft. Im Frühjahr starten Nasenarbeit und Agilitykurse in der Hundeschule und 2018 möchten wir mit unserer Streunerin die Therapiehundeausbildung starten.
Sally vorher (links) und nachher in ihrem neuen Zuhause