King, jetzt Sam, wurde aus einer Tötungsstation gerettet, im Streunerparadies resozialisiert und an Julia Többe vermittelt. Sie erzählt uns, wie sich ihr Leben mit Streuner Sam verändert hat:
„Es war das Jahr 2014… die Trennung von meinem Freund und das Zurückkehren in mein ganz eigenes Leben. Vieles habe ich in dem Jahr über Tierschutz gelesen und sämtliche Seiten abonniert, um ja alles davon mitzubekommen… viele erschreckende Informationen war neu für mich… andere hingegen alt bekannt. Immer wieder las ich vom Streunerparadies und ihrem Einsatz in Rumänien. Ich ziehe den Hut vor dem, was sie dort leisten und frage mich bis heute, woher sie die Kraft nehmen. Entscheidung über Leben und Tod. Ich persönlich könnte diese Entscheidung nicht treffen und würde früher oder später daran zerbrechen.
Mein Status hier zu Hause: 3 Pferde, 2 Hunde und 2 Katzen. Eigentlich völlig ausreichend für einen Hof, geführt von einer Person. Sollte man meinen.
Irgendwann ging ich online, schaute die Startseite bei Facebook an und mich blickten zwei bernsteinfarbene Augen an. Diese gehörten einem Hund, den man als King vorstellte. Ich konnte einfach nicht anders, las die Kommentare und sah: Er ist vermittelt. Ich kommentierte trotzdem mit den Worten: „sollte der Adoptant zurück treten, bitte melden…“ Man muss wissen, ich liebe diese hellen Augen bei Hunden und sein Blick war einfach göttlich. Es dauerte nicht allzu lange und ich bekam eine Nachricht. Traurig, wie ich finde, dass immer wieder Menschen unüberlegt zusagen, um es im Nachhinein wieder rückgängig zu machen. Ich gehöre zu den Menschen die daran glauben, dass Tiere Hoffnung und Gedanken spüren – telepathisch oder wie auch immer. Rückgängig gemachte Hoffnung trifft mich zutiefst.
Ich telefonierte mit dem Streunerteam um sicherzustellen, dass King auch in mein Rudel passt. Bei mir lebte ein wuseliger Aussie und noch so einen Hund dieser Art brauche ich hier nicht, auch wenn ich sie nicht missen möchte. So wollte ich meiner damals 13 Jahre alten Seelenhündin einen zweiten Kameraden dieser Art nicht zumuten. Und siehe da: ein Rüde, im Alter meiner Aussie Hündin – ruhig und ausgeglichen – den man auch einem älteren Menschen bedenkenlos an die Hand hätte geben können. Also Zusage. Fix. Er soll bei uns einziehen. Sein Leben hier genießen dürfen.
Irgendwann im Herbst 2014 erreichte er uns. King kam an, markierte hier erst einmal die Küche, wurde noch während der Fahrer und ich beim Kaffee die Papiere fertigstellen auf Sam umgetauft und begann – es war ihm noch gar nicht bewusst – sein neues Leben.
Auch Sam hat hat den Sprung aus der Tötungsstation in ein neues, glückliches Leben geschafft
Aufgrund der Tatsache, dass Madame Aussie gerne ihre eigenen Wege geht, ist mein Grundstück bzw. der Garten eingezäunt. Man sollte meinen, dass der Wildzaun hoch genug ist. Dem war auch so – für Madame Aussie und auch für Sam – zumindest anfangs…
Aber alles der Reihe nach. Er zog ein… fraß, schlief und erledigte sein Geschäft. Er fand Menschen OK, aber nicht erwähnenswert. Man hatte nicht das Gefühl, als fände er das Kuscheln toll, also ließ ich es sein. Dies soll ja niemandem aufgezwungen werden. Seine Augen vermittelten zu dem Zeitpunkt noch Vorsicht. Obacht. Distanz. Sie leuchteten nicht – nicht die Menschen an.
Es dauerte nur ein paar Monate und Sam erlitt in seinem Rudel den ersten Verlust.
Meine Seelenhündin verließ uns. Es dauerte nicht lange bis zum Einzug einer Kindheitsfreundin dieser, die Hilfe benötigte. Und plötzlich begann es, anstrengend zu werden. Denn im Alltag verstand sie sich nicht so mit Madame Aussie und Sam war es einfach zu viel. Außerdem zog es ihn in bitterer Kälte als auch in brühender Hitze, nicht aber bei mittleren Temperaturen und/oder Regen, auf einsame Spaziergänge. So fing er 2015 an, über Zäune zu krabbeln um uns zu beweisen, dass diese ein Witz für ihn sind. Weil ich nicht herausfinden konnte, an welcher Stelle er ausbrechen konnte, schaltete ich eine Tierkommunikatorin ein und schließlich fanden wir die Stelle – und benannten ihn zum Kletterkünstler. Seine Streifzüge waren mehr niedlich als gefährlich, aber trotzdem nicht witzig. Eher ein Graus für jemanden, der seine Verantwortung kennt. Wir lernten, dass er nicht immer kuscheln will, aber schon ab und zu und wir lernten ihn zu lesen und die winzig kurzen Momente in denen er drum bat, zu erkennen und ihm zu geben, was er brauchte.
2016 verließ uns die nette Hündin und zog bei meinen Eltern ein. Ruhe kehrte zurück und ich sah eine Hündin, die wie eine Reinkarnation meiner Seelenhündin war. Sie zog hier ein. Seitdem herrscht Ruhe, absolute Ruhe, im Rudel. Sam taute seitdem (12/2016) immer mehr auf und macht nun wahre Freudentänze, wenn ich nach Hause komme. Er spielt mit den Mädels und genießt sein Leben in vollen Zügen. Mittlerweile fällt er ab und an sogar beim Kuscheln vom Sofa und ist bei allen Besuchern be- und geliebt. Ich hatte oft darüber nachgedacht, Sam an einen Menschen abzugeben, der nur für ihn da sein kann. Aber ich weiß mittlerweile genau, dass Sam solch ein Leben gar nicht möchte. Er hasst die Leine und ein 0815 Hundeleben mit den gängigen Spaziergängen wäre einfach nicht seins. Hier bei mir läuft er im Rudel mit, sonnst sich in der Sonne und verzeiht sich in die warme Stube, wenn es regnet. Er begleitet mich, wenn ich Zäune für die Pferde ziehe und kann jeden Tag selbst entscheiden, was er gerne machen möchte.
Sam ist unser Ruhepol und wird immer gerne gesehen – vorausgesetzt, er möchte gesehen werden. Er ist ein rundum toller Hund, der jeden Artgenossen – ob groß oder klein – fair in seine Schranken weist, wenn es notwendig ist. Selten durfte ich einen so guten Sozialisten und verlässlichen Hund kennenlernen. Ich möchte Sam nicht mehr missen und danke dem Streunerparadies täglich für ihr Vertrauen uns gegenüber und die Bereicherung, die sie unserem Leben mit Sam geschenkt haben.“